Olavo Schneider

Ich traf zuerst den Menschen und dann die Bilder. Es war 1981. In irgendeiner Taschka in Portugals Alentejo. Es war heiß. Sommer natürlich. Da traf ich Olavo zum ersten Mal. Er machte, wie sagt man, Urlaub. von was wusste ich damals noch nicht. Aber ich sollte es noch erfahren. Genauso wie ich erst später erfahren habe, dass Olavo in Karlsruhe an der Akademie Kunst studierte. Bei Lüpertz und Kirkeby. Aber davon machte er ja Urlaub. Und außerdem war er zu der Zeit von denen schon weit weg. Nicht nur weil er in Portugal war. Soll heißen: Er machte was er wollte. Und vor allem er malte wie er wollte. Aber wie schon gesagt, auch das erfuhr ich erst später. Also lernte ich erstmal den Menschen kennen. Und das war schon ein besonderer.
Olavo ist gnadenlos. Gnadenlos kantig, gnadenlos konsequent, gnadenlos kreativ. Und das meine ich positiv. Denn er ist der einzige der sagt, was er denkt und manchmal auch sagt, was viele nicht einmal denken. Er schont keinen. Auch sich nicht. Er verfolgt außerdem die vielfältigsten Dinge des Lebens. Und er verfolgt wirklich. Denn er geht alles mit der gleichen Intensität und Wucht an. Ob es die Liebe, die Musik, das Motorradfahren, eine Freundschaft oder das Streiten ist. Man kann diese Intensität und Wucht spüren. Und so etwas ist rar heute. Denn so etwas verletzt auch und strengt an, ist ungerecht und anspruchsvoll, ist kompliziert und primitiv, ist alles was wir heute so gerne vermeiden. Und jetzt stellt euch vor so einer malt auch noch. Nicht weil er muss, sondern weil er kann und will. Das habe ich erlebt. Die letzten fünfzehn Jahre. Die Bilder von Olavo: Sie riechen nach Streit, nach Lust, nach Schönheit, nach Sex, nach Wut, nach Widerspruch. Seine Bilder sind wie wir sind. Nur sie zeigen es offen. Sind ehrlicher und direkter und lassen uns Platz. Olavo macht auch nicht immer alles richtig. Aber er macht. Und er malt.

Adi Winter, 1995