aufzustellen, wurde verworfen und stattdessen nach einer Form gesucht, die in stärkerem Maße mit dem Unternehmen und seiner Spezifik verbunden ist. Sie fand sich in der uralten Erfindung, die am Beginn der Aktivitäten am Ort stand und auch in das Logo der Firma Eingang gefunden hat: dem Getrieberad. Das Wasserrad, das klappernde Mühlrad am Bach wurde zur Ausgangsidee.
In einem ersten Modell verweisen kompakte, elementare Formen auf die grundlegende Funktionsweise und die Kraft, die dem Mahlvorgang innewohnt. Unterhalb eines rechteckig ausgeschnittenen Achsenlochs ruhen zwei massive halbe Holzscheiben schwer auf dem Boden. Sie sind aus hellem Eichenholz mit der Kettensäge in einer taille directe bearbeitet, wodurch die Jahresringe zum Vorschein gebracht werden. In ihrem Inneren werden sie verbunden durch je zwei parallele überkreuz angeordnete schwarze Holzbalken, die an Achsen erinnern und die Getriebebewegung veranschaulichen. Die Zeit ist in ihrer Einwirkung auf das Holz hier ebenso gegenwärtig wie die Aspekte von Bewegung, Kraft und Gewicht.

Alternativ schufen die Künstler eine eher fragile Skulptur aus geschwärztem Eichenholz, einer Farbe, die dieses Material durch langjährige Einwirkung von Wasser annimmt. Um ein massives Drehkreuz innen, das für die Kraft steht, die das Rad zum Mahlen aufbringen muss, ist aus fragmentarischen Längs- und Querleisten die Hälfte eines abstrakten Mühlrades zusammengefügt, das auf einer Seite aufliegt, auf der anderen in die Luft ragt. Dieser Vorschlag, der Geschichte und Technik vor allem ästhetisch zu vergegenwärtigen sucht, entsprach nicht den Vorstellungen der Firmenleitung. Sie empfand ihn als zu romantisch und zu wenig den realen Vorgängen angemessen und verwies darauf, dass Härte, Schwere und Massivität charakteristisch für das eigentliche Mahlen seien, das mit einem Mühlstein erfolgt. Man einigte sich schließlich darauf, weniger das Mühlrad, als vielmehr den Vorgang des Mahlens zum Ausgangspunkt weiterer Entwürfe zu nehmen.

Schneider und Zaytsev setzten noch einmal zu einem Dialog der Ideen auf dem Papier an. Im Ergebnis entwickelten sie einen dritten Entwurf, der ein weiteres Element aufnimmt: die Zähne des Getrieberades. Als rhythmisch aufgelegte Querhölzer verbinden sie zwei Holzscheiben zu einem tonnenförmigen von einer langen dunklen Längsachse abgestützten, schwer wirkenden Hohlkörper. Wasserrad, Achse und das Prinzip der Kraftübertragung werden zu
einem Sinnbild technischer Vorgänge, symbolisch verweist die Verzahnung der beiden Mahlscheiben auf das soziale »Funktionieren« des Famlienbetriebes.

Dieser Vorschlag fand die Zustimmung der Firmenleitung und im Ergebnis wurde nach mehr als einem Jahr des intensiven Austauschs ein Vertrag über die Ausführung einer großformatigen Skulptur auf Basis dieses Entwurfs geschlossen.

In den Vertrag wurde zudem der Auftrag über eine weitere Skulptur im Außenbereich aufgenommen. Von den Vorzügen des vorgeschlagenen Standorts war der Auftraggeber schnell überzeugt und ebenso von der Vorstellung, mit einer künstlerischen Gestaltung der Corporate Identity die Besucher zu empfangen. Im Berliner Atelier entstanden daraufhin mehrere Modelle. Angenommen wurde ein Entwurf der das von der Marketing-Abteilung neu überarbeitete Firmenlogo als eine große skulpturale Form darstellte. Diese ästhetisch sehr wirkungsvolle Komposition wird durch ein modulares Grundelement bestimmt. Dabei handelt es sich um ein Kantelholz mit einem Durchmesser von 9x9cm und einer Länge von über einem Meter. Diese Balken werden analog zu dem traditionell üblichen Prinzip Holz zu stapeln, so übereinander geschichtet, dass sie die Buchstaben J, R und S des Firmenlogos bilden, wobei die einzelnen Lagen durch je drei parallele dunkle Querhölzer voneinander getrennt werden. Das Verfahren entspricht der traditionellen Art des Trocknens von Holz und lässt an die Elemente Luft und Wasser denken, während die Kantelmodule wie Pixel wirken und auf die industrielle Verarbeitung des Werkstoffs verweisen.

Die Fertigung der monumentalen, ca. 3,50 Meter hohen, 5-6 Meter breiten und über einen Meter tiefen Skulptur, die auf einem Betonsockel mit einem Metallrahmen befestigt werden sollte, bedeutete eine technische Herausforderung. Sie konnte mithilfe der Ingenieure und der firmeneigenen Tischlerei vor Ort bewältigt werden: der fünf Tonnen schwere Metallrahmen wurde in Auftrag gegeben, die Bauabteilung stellte den Betonsockel her und verkleidete ihn mit Kalkstein, das inzwischen getrocknete Holz wurde zugeschnitten und die 5 Meter langen Zwischenstreben schwarzbraun lasiert. Als Material wählte man, anders als ursprünglich geplant, nicht Eiche sondern Douglas-Tanne, ein Holz, das nicht nur sehr wetterfest ist, sondern auch mit der